top of page

Die Legende

des

Bolonkas

Geschichtlich war Russland nie bekannt für Zwergrassen von Hunden. Der Grund dafür ist vorrangig die alte russische Gesinnung von Utilitarismus (Zweckorientierung), in der die Händler und Bauern niemals ein Tier halten würden, das nicht eine Art Arbeitshund ist.

Der Tsvetnaya Bolonka ist eine neue Rasse von Zwerghunden, entdeckt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, die aber möglicherweise zurückdatiert werden kann in das frühe 18. Jh. Europas´s.

Kleine weiße Luxushunde wurden in den höheren Gesellschaftsschichten Frankreichs gehalten und waren begehrte Geschenke beim Zarenhof und dem russischen Adel. Der Adelsstand des zaristischen Russlands pflegte eine sehr enge Verbindung mit Frankreichs Fürstenhäusern. Neben anderen Gemeinsamkeiten verbreitete die französische Damenwelt des Hochadels auch ihre Lieblingshunde im zaristische Russland.

Fehlender Nachschub an Zuchttieren ließ mit der Zeit eine in bestimmten Details eigenständige Rasse entstehen. Eine kleine, lockig behaarte Rasse entwickelte sich, ähnlich dem heutigen Bichon à poil frisé, nur sehr viel kleiner. Sie wurde bekannt als Franzuska. Der Name Bolonka Franzuska (französisches Schoßhündchen) lässt auf einen Bichon aus französischen Adelskreisen schließen.

Weiße, gelockte Hündchen wurden in Russland gezüchtet und waren sehr beliebt. Dies belegen ihre Erwähnungen bei vielen russischen Poeten. Von Bolonki´s können wir schon bei Puschkin lesen. Auch Katharina die Große (1762-1796) wußte die kleinen Schoßhündchen sehr zu schätzen.

Die Vorfahren des heutigen Tsvetnaya Bolonka kamen also schon vor der Zeit Napoleons nach Russland und waren die bekannten French Bolonka. Nachdem Napoleons Armee sich zurückgezogen hatte, blieben einige Vertreter der Rasse zurück und bildeten den Ursprung des zukünftigen Bolonka Franzuska.

Aber auch die Hunde entgingen nicht den historischen Ereignissen. Die vierbeinigen Lieblinge der Zaren und des Adels wurden während der Revolution ebenso umgebracht wie ihre Herren. Nur wenige überlebten, versteckt und behütet von Hundefreunden.

Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich ein wachsendes Interesse an Hunderassen, welches auch die Nicht-Sport-und Zwergrassen einschloß. Allerdings war es während des Sowjetregimes nahezu unmöglich, Hunde aus anderen Ländern zu importieren.

Anfang der 50er Jahre kreuzte man den französischen Bichon (Bolonka Franzuska) mit sehr verschiedenen Kleinhunden wie Lhasa-Apsos, Toy Pudel, Shih-Tzus, französischen Bolognesern, Pekinesen sowie kleinen, wuscheligen Mischlingshunden. Aus diesen Kreuzungen ging der russische, farbige Tsvetnaya Bolonka hervor. Das aber brachte unerwünschte “bunte” Hunde, die zunächst ausgemerzt wurden. Seit 1966 wurden sie offiziell gezüchtet und ausgestellt, vorwiegend in der Gegend um Moskau und dem damaligen Leningrad, dem heutigen St. Petersburg. Wo immer ein Hobbyzüchter in einer beliebigen Stadt an einer Auslese interessiert war, entstand eine neue Hundepopulation.

Allmählich entwickelten sich die neuen Hunderassen. Der Tsvetnaya Bolonka ist eine mit der Zeit herausgebildete Farbvariante des Bolonka Franzuska, die in Russland und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion weit verbreitet ist.

An den frühen 80er Jahren gelangt der Tsvetnaya Bolonka in die ehemalige DDR und wird dort unter der Bezeichnung Bolonka Zwetna gezüchtet. Von dort aus verbreitete er sich nach der Wiedervereinigung Deutschlands auch in den westlichen Teil des Landes.

1990 werden in Deutschland alle Bolonka Franzuska aus der DDR in den westdeutschen, dem Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) und der FCI angeschlossenen VK übernommen, ihre Ahnentafeln aber umgeschrieben: sie werden den FCI-anerkannten Bolognesern zugeordnet und erhalten FCI-Ahnentafeln.

1991 erkennen zwei deutsche, der UCI angeschlossene Vereine den Tsvetnaya Bolonka unter der Bezeichnung Bolonka Zwetna als Rasse an.

1997 formuliert Russland einen genauen Rassestandart und im gleichen Jahr erkennt der russische FCI-Dachverband RKF den Tsvetnaya Bolonka national als Rasse an.

Auch der FCI-Dachverband der tschechischen Republik erkennt den Tsvetnaya Bolonka national als Rasse an. Er wird dort unter der Bezeichnung “barevny bolonsky psik” (farbiger Bologneser) gezüchtet.

2003 erkennt Luxemburgs FCI-Dachverband den russischen Tsvetnaya Bolonka national als Rasse an.

In den USA arbeitet der Bolonkaverein Tsvetnaya Bolonka Club America (TBCA) ernsthaft darauf hin, die nationale Anerkennung des Tsvetnaya Bolonka durch den American Kennel Club (AKC) zu bekommen. Der AKC ist zwar kein direktes FCI-Mitglied, arbeitet aber eng mit dieser zusammen.

Heute beinhalten die russischen Zwergrassen den russischen Zwergterrier, sowohl glatt als auch langhaarig (auch bekannt als Moskauer Langhaarzwergterrier) und den Tsvetnaya Bolonka. Die Standarts für diese Rassen wurden von der Russian Kynological Federation (RKF), dem russischen FCI-Dachverband, im Sommer 1997 bestätigt und anerkannt. Tiere, die in den letzten Jahren aus Russland importiert wurden, besitzen bereits Papiere der russischen FCI.

Bisher wurde der weiße russische Bolonka (Franzuskaya Bolonka) ebenfalls als russische Rasse angesehen. Aber seit dem 6. Juli 1997 ist dieser als italienischer Bologneser bekannt. Auf einer russischen Ausstellung im Jahr 1997 sah ein italienischer FCI-Experte die kleinen weißen Franzuskaya Bolonkas und bezeichnete sie als Bologneser höchster Qualität. Daraufhin wurden die weißen Bolonkas den Bolongensern zugeordnet, ihre Ahnentafeln entsprechend abgeändert und besaßen von nun an als Bologneser die offizielle Anerkennung durch die FCI.

Der Tsvetnaya Bolonka / Bolonka Zwetna besitzt die internationale Anerkennung durch die FCI noch nicht. Russland ist jedoch als Ursprungsland dabei, die Zucht weiter zu entwickeln und arbeitet darauf hin, die erforderlichen Auflagen zu erfüllen, damit die Rasse ihre vorläufige FCI-Anerkennung erhalten kann.

Seit dem der Tsvetnaya Bolonka die neueste russische Rasse ist, gibt es sehr viele Fragen, nicht nur betreffend der Abstammung und Anpassung sondern auch nach seinem typischen Temperament. Dies unterscheidet sie von den meisten Zwergrassen. Sie sind verblüffend einfach zu führen, nicht so leicht erregbar und sind deshalb wundervolle Begleiter für Kinder genauso wie für ältere Menschen. Sie leben freundschaftlich mit Tieren und zeigen nur dann leichte Aggressionen, wenn sie zuerst angegriffen werden.

bottom of page